Thiruvananthapuram – meine erste (süd)indische Destination. Und ich chan mer si bis hüt nöd merke. Gar nicht überraschend war ich die einzige westliche Touristin an Bord des Flugzeugs aus Colombo. Beim Gepäckband erspähte ich meinen Rucksack sofort zwischen zig Kartonpäckli. Jawohl, die Inder gehen gern Shoppen und lassen sich ihre Errungenschaften im Päckli heimfliegen. Vor der Situation am Flughafen graute es mir schon länger ganz latent, so bereitete ich mich seelisch auf ein Sodom und Gomorra an Taxifahrern vor: Hello Miss! Taxi Miss! Tuktuk Miss! Transport Miss! Accomodation Miss! AAHHH!!
Dann die grosse Überraschung: Weit und breit kein Mensch. Das ist wohl der Vorteil, wenn man eine kaum touristische Destination anfliegt. Kerala erschlug mich einzig mit verblüffender Sauberkeit und blühendster Natur. Die farbenfrohen Dörfer sind belebt und es riecht überall nach Zimt. Die Strassen werden saniert, bis den fleissigen Arbeitern die Flipflops im heissen Teer wegschmelzen. Ohni Witz, de armi Maa het langi Fäde zoge!
Mich hingegen zog es nach Varkala, der kleinen Schwester von Goa. Ein Hippieparadies, wie es im Bilderbuch steht: An jeder Ecke gibt es Yoga, Jesussandalen, Jesusfrisuren und überhaupt Jesusse. Seit mer dem so?! Ich unterhielt mich stundenlang mit Aussteigern und Typen auf dem Selbstfindungstrip und habe mich von einem Yogaguru mit Turban zusammenfalten lassen.
In Alleppey erkundete ich die berühmten Backwaters, ein riesiges Labyrinth aus Seen, Flüssen und verwinkelten Kanälen. Mit einem kleinen Kanu drangen wir tief ins Kanal-Wirrwarr vor, wo sich das Leben der Bewohner noch immer rund ums Wasser abspielt: Zähneputzen, Wäschewaschen und nebenan ein paar Lebensmittel anbauen. Entlang des Ufers rennen Kinder zur Schule, man repariert Boote oder verkauft Bananen und frischgepressten Zuckerrohrsaft. Kerala war in vielerlei Hinsicht süss und bot mir ein sanftes „Indien für Einsteiger“, das ich gut gebrauchen konnte.
