In Slowmotion durch’s Hochland

Glaubt man jedem existierenden Reiseführer, so muss man in Sri Lanka vor allem eines: Zugfahren! Die Strecke von Kandy nach Badulla sei die Schönste der Welt. Google bestätigt die Gerüchte. Aber me söll ja no lang nöd alles glaube, was Google seit, odär? 

Es war klar, dass wir uns das selbst anschauen wollten. Beim Einsteigen kämpften wir kurz aber heftig gegen gackernde Touristen: Drängeln, schupfen, meckern und überhaupt. Inhale, exhale. Ist man endlich drin und hat es sich am Boden gemütlich gemacht, wird man vom neu gewonnenen Freiheitsgefühl regelrecht erschlagen. Ein Platz an der offenen Türe, die Füsse baumeln aus dem fahrenden Zug, der Wind weht frisch (und ausnahmsweise fast abgasfrei) ins Gesicht. Einziges To Do: Immer schön schauen, dass da keine enge Tunnelwand kommt!

Zum Glück ist der Zug nur in sportlichem Schritttempo unterwegs, daher kein Grund zur Sorge. Frischfröhlich tuckert man stundenlang vorbei an endlosen Teeplantagen, durch Palmenhaine und über schwindelerregende Viadukte. Grün, grün, alles grün soweit das Auge reicht. Hier ein Dorf, da ein paar winkende Menschen und lachende Kinder. Dort ein paar Affen, da eine Kuh und gar ein Elch. What? Ja, Elche in Sri Lanka!

Der Zug passiert nämlich das nebelige Hochplateau der Horton Plains, wo Flora und Fauna stark an Skandinavien erinnern. Die Stimmung ist gelassen: Die einen singen, die anderen spielen Karten und der Rest schläft. Alle paar Minuten schreit einer „Peanuts! Peanuts!“ oder „Rice! Rice!“. Es werden leckere und deutlich weniger amächelige Snacks verkauft. Ich habe alles Mögliche (und Unmögliche) gegessen und in ganz Sri Lanka keine einzige Magenverstimmung aufgelesen. Also unbedingt dureprobiere – was ässbar usgseht, isches meistens au!

In einem Zeitalter, in dem Social Media vieles romantisiert und hochjubelt, ist diese Zugfahrt meiner Meinung nach kein bisschen überbewertet. Noch nie habe ich sechs Stunden lang so gern aus dem Fenster geschaut.

Bahnhofstimmung mal anders:
Ein Erdnüssli-Verkäufer sprang locker aus dem tuckernden Zug, während dieser den wohl gemütlichsten Bahnhof der Welt passierte.
 
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