Aus Prinzip versuche ich, unnötige Flüge zu vermeiden. Deshalb gehts heute mit dem Roller und per Autofähre nach Lombok, der Nachbarinsel Balis. Bereits nach fünf Fahrminuten ist klar: Mein „ach-so-leichter“ Rucksack wiegt plötzlich mehrere Tonnen. Meine rechte Schulter scheint jeden Moment weg zu bröseln. Hm, da hani glaub echli eisiitig packt. Anhalten, umorganisieren. Um entspannt zu fahren, muss mein Rucksack wie ein Beifahrer hinter mir sitzen. Gleichzeitig soll er eng genug am Rücken anliegen, um nicht zur Seite wegzukippen. Präzisionsarbet, ich sägs eu. Denn haben wir erst einmal Seitenlage, bin ich geliefert. Mitsamt den 12 Kilo am Rücken, dem Surfbrett an der Seite und dem kleinen Rucksäckli zwischen den Beinen auf die Nase zu fallen, ist so ziemlich das Letzte, was ich erleben will. Nur schon beim Gedanken, wie ein hilfloser Käfer zwischen all dem eingeklemmt zu sein! Nei dankä.
Ich manövriere mich gut drei Stunden Richtung Osten. Achtung, Schwertransport! Da fehlen nur noch zwei Hühner zwischen den Beinen und ein Fernseher auf dem Rücksitz. Laht sich alles iirichte. Es scheint jedoch, dass man mich neuerdings als ebenbürtigen Verkehrsteilnehmer respektiert: Beim Rotlicht werde ich plötzlich gegrüsst und freundlich angelächelt. Sonst herrscht hier immer nur Zähnezeigen. Und weeehe du schiesst bei einer Mikrosekunde „Grün“ nicht mit einem Rakentenstart auf und davon!
Google Maps in den Ohren sei dank, finde ich den Hafen ohne Umwege. Überraschenderweise ist die Atmosphäre gar nicht so mühsam, wie ich mir aufgrund der Horrorgeschichten im Internet ausgemalt hatte. „Vor Ort regieren Zustände wie im wilden Westen!“, las ich. Doch hier herrscht abgesehen von den klassischen „Rice, Rice, Rice!“-Verkäufern purer Friede Freude Eierkuchen. Das Glück ist heute wohl auf meiner Seite.
So warten wir seelenruhig und in ziemlich organisierter Manier. Die Herren der Schöpfung amüsieren sich köstlich über mein Erscheinen. Es wird fleissig gelästert und gekichert, denn ich bin die einzige Frau sowie Touristin. Dann starten alle aus dem Nix ihren Motor. Ich, an vorderster Front der Warteschlange, natürlich die Langsamste. Hinter mir wird lautstark gehupt. So macht mer sich au ke Fründe, gäll. Es folgt das grosse Reinfahren: Über verknotete Schiffsseile hinaus gehts eine lotterige, supersteile Rampe hoch. Ohje. Ich zweifle zum ersten Mal an meinen Fähigkeiten im Bereich Roller-Balance-Gewichtsmanagement. Komme mir vor, als hätte ich plötzlich drei Gläser Wein intus. Alles wackelt. Gitz denn sowas!? Mein Puls steigt. Je näher ich komme, desto gefährlicher weiten sich die Augen des Matrosen vor mir. Er ahnt Böses. Bestimmt sieht auch er mich schon als Käfer auf dem Rücken liegen. Doch es hät klappet. Wer hättis denkt! Die Jungs scheinen mindestens so erleichtert zu sein, wie ich. Ab jetzt kann nix mehr schiefgehen. Auf nach Lombok!
