Auf Schulbesuch

Natürlich darf auch ein Besuch der Primarschule nicht fehlen. Direktor Juan führt mich stolz herum, stellt mir die Lehrertruppe sowie die Kids vor. Bienvenido! Ich käme gerade richtig, denn heute sei „Tag der Krankenschwester“. Zur Feier des Tages haben die Lehrer sowie Schüler eine Überraschung für Schwester Lucy vorbereitet. Die gesamte Schule versammelt sich draussen im Grünen. Die Kinder tragen selbstgeschriebene Reden vor, sie danken dem Einsatz der Krankenschwestern zum Wohl der Gemeinschaft. Was für ä herzigi Aktion! Dann geht der normale Schulalltag weiter. Die verschiedenen Klassenstufen sind pro Klassenzimmer aufgeteilt, vom kleinen Kindergarten bis zur 6. Klasse. Eine klassische Primarschule. Die Infrastruktur ist einfach, die Kids sind aufmerksam. Sie zeigen mir, wie sie Zahlen lernen, wie sie die Uhrzeit lesen, wie sie rechnen und den Zirkel beherrschen. Englisch wird nicht unterrichtet, wäre aber gewünscht. Gar die Lehrer bitten mich, ihnen Englisch beizubringen.

Als ich mit der Kamera um den Hals auf dem Pausenplatz rumspaziere, kommt ein Junge auf mich zu und will Fotos schiessen. Klar doch! Seine Familie habe auch eine Kamera zuhause. Ja, was? Der Rest der Kids weiss nicht so recht, wie das Fotografieren funktioniert. Einer nach dem anderen schiesst etwa hundert Nahaufnahmen von Nasenlöchern und Pupillen. Sie kreischen und lachen – ich auch. Ä Nahufnahm vo mim Ohrläppli hät mer grad no gfehlt.

In der Pause wird viel gespielt, doch es gibt auch den täglichen Znüni: Guetzli und gesüsste Milch. Calcium und so. Viele Kinder kommen aus ärmsten Verhältnissen und die Schule sorgt dafür, dass die Kids während dem Unterricht keinen Hunger haben. Hier geht’s darum, genügend Energie zum Lernen zu haben. Nicht um die Bikinifigur. Klar ist es nicht gut für die Gesundheit, zu viel Zucker zu essen – aber es ist auch nicht gut für die Gesundheit, gar nix zu essen. Bei den Kindersprechstunden auf der Krankenstation sah ich viele Kinder mit einem Vitaminmangel, die zugleich übergewichtig waren. Die Eltern oder Grosseltern tun wirklich alles, damit die Kinder gesättigt sind. Aber die Mittel sind begrenzt und eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist leider zu oft ein Luxus.

Juan, der Direktor, äussert sich immer wieder sehr dankbar gegenüber Schwester Andrea. Sie baute diese Schule auf, so wie Lucy die Krankenstation auf die Beine stellte. Andrea ist leider vor einigen Jahren verstorben, man denkt hier aber tagtäglich an sie. Sehr oft fällt ein Satz wie „Ohne die Hermanas wäre das alles nie möglich gewesen. Heute können wir diesen Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen, sie werden vielleicht wirklich einmal Polizisten!“ Tatsächlich träumen viele der Kids davon, irgendwann mal Polizist, Lehrer/in oder Ärztin zu werden. Ich drücke von Herzen die Daumen, dass die Zukunftsträume der Jungmannschaft in Erfüllung gehen werden.

Znüni-Ziit: Morgens kriegt jedes Kind ein Tassli voll gesüsster und mit Vitaminen angereicherter Milch sowie ein paar Guetzli.
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