Seit über neun Monaten bin ich in Asien unterwegs und eins fliegt mir immer wieder um die Ohren: Abfall. Gefühlt endlos säumt der Güsel die Strassen, Zugstrecken und Strände. Es werden tonnenweise Einwegprodukte konsumiert und weggeworfen. Die Take-Away Kultur ist riesig, kaum einer kocht daheim. Resultat: Plastikfläschli, Styroporböxli und Plastiksäckli. Und Röhrli. Beim Bestellen mache ich jeweils einen halben Handstand, um zu erklären, dass ich eben keinen Strohhalm will. Es scheint, dass ein Getränk ohne Strohhalm schlichtweg nicht trinkbar ist. Da hauts di weg imfall. Anfang Jahr ging das Video eines Tauchers, der die schockierende Abfall-Unterwasserwelt in Bali filmte, um die Welt. Auch ich fische beim Surfen stets Güsel aus dem Wasser. Das Problem ist Realität.
Obwohl die Folgen von Plastik und Mikroplastik kein Geheimnis mehr sind, sehe ich tagein tagaus Touristen mit Einwegprodukten. Doch nur weil man hier etwas „korrekt“ in den Abfalleimer wirft, heisst es nicht zwingend, dass es sauber entsorgt wird. Leider. Vielerorts gibt es keine nachhaltigen Abfall-Lösungen: Ich habe so viele Landfills (Deponien) gesehen, wo tonnenweise traurige Güselhaufen vor sich hin rotten. Es ist halt doch nicht alles biologisch abbaubar. Auch Verbrennen ist „in“, schwarze Rauchwolken gibts gratis dazu.
Mir ist dieses Thema plötzlich so präsent, wie noch nie zuvor. Jeder Güsel scheint einer zu viel, da ich nicht weiss, wo er schlussendlich landet. Es ist alles total undurchsichtig. Drum gibts für mich persönlich nur eines: Produziere weniger Abfall. Oh, ich musste mein Handeln radikal umstellen: Keine Kaffee-To-Go Becher, Wasserflaschen oder flüssigen Shampoos und Duschmittel mehr. Schritt für Schritt Richtung „Zero Waste“. Aber es git no vill Luft nach obe: Het öpper e schlaui Lösig für verpackigsfreii Sunnecreme!? Tipps sind herzlich willkomme.
Aber ich muss auch loben! Vor allem in Bali ist das Engagement riesig. Nirgendwo habe ich so viele Beach Clean-Ups gesehen und selbst teilgenommen. Bewaffnet mit Abfallsäcken räumen Indonesier sowie Touristen gemeinsam den Strand auf. Es gibt Abfalleimer und Entsorgungsprogramme von 4Ocean, wo professionell recycelt wird. Bambus- und Metallstrohhalme sind weit verbreitet. Fast überall füllt man dir deine wiederverwendbare Trinkflasche kostenlos auf. Es gibt erste Zero Waste Shops. Und ein Wahnsinnsangebot an verpackungsfreien Naturprodukten. Zudem blüht der Erfindergeist: Junge Firmen recyceln alles Mögliche. FlipFlops aus Pneus oder Bikinis aus Fischernetzen. Zahlreiche Shops sind bemüht, biologisch abbaubare Einwegprodukte zu benutzen. Der Renner sind die #IAMNOTPLASTIC-Säcke und Strohhalme: Sie werden aus der Cassava-Pflanze hergestellt. Mein Kollege nimmt dies beim Wort und isst kurzerhand etwas Tüte zum Dessert. Das Experiment ist geglückt: Er lebt noch und das ganz ohne Magenverstimmung!
