Willkommen im Torres del Paine Nationalpark. Diverse Wanderungen führen zu den berühmten Felsen, den Torres. Pflichtprogramm! Doch unsere Tage im Nationalpark gestalten sich etwas anders, als gedacht.
Zum Aufwärmen der Wädli wandern wir durchs Puma Territorium. Vorbei an Guanaco-Skeletten. Ob der Puma wirklich keine Menschen frisst? „Nein, die sind nachtaktiv!“ Trotzdem üben wir die Verhaltensregeln im Falle einer Begegnung. Sicher ist sicher. Dann plötzlich nimmt ein Guanaco einen riesen Satz und hetzt mit 200 km/h davon. Zwei weitere hinterher. Ich alarmiert. Han Schiss (fescht). Will umcherä. Im Stechschritt gehts zurück in unsere sicheren vier Wände (Türen). Später lernen wir, dass die Guanacos als Warnruf für die Herde wild jauchzen. Somit: Fehlalarm!
Dann begiesst uns tagelang endloser Regen. Wir wandern trotzdem – nur nicht zu den Torres. Es geht pausenlos den Berg hoch. Bald herrscht unter der Regenjacke auch 100% Luftfeuchtigkeit. Doch das eigentliche Problem ist unser Auto. Hockt man pfludinass in die Karre rein, sind die Scheiben innert fünf Sekunden beschlagen. Hallo du feuchttropisches Klima. Da trocknet nix, wo soll man auch aufhängen?! Drum investieren wir gutes Geld in heisse Schoggi. Diese trinkt sich nämlich am besten im „Wohnzimmer“ eines 5-Stern Hotels mit Kamin. Und wer nah genug an der Feuerstelle sitzt, dem trocknen auch die Klamotten. Trick 77!
Aber hey, wir haben imfall keine durchgehende Pechsträhne. Im Gegenteil.
Wir kurven also planlos durch die Gegend, bis mein Beifahrer (fast) die Handbremse zieht. „Lueg!“ Vor uns auf dem Hügel sind sie: Zwei Pumas. Wir sind komplett aus dem Häuschen. Kurz die Warnblinker reinschmeissen und alle Kameras mobilisieren. Die Kätzchen wälzen sich, schnurren und gähnen. So viel zum Thema „nachtaktiv“. Dann gehts weiter. Euphorisch erzählen wir einer Rangerin von der Begegnung. Auch sie meint: „Ihr habt Glück, das ist selten!“ Happy tuckern wir vorbei an türkisblauen Seen und nebligen Fjorden. Bis uns auf einem schmalen Kiesweg ein weiteres paar Katzenaugen anstarrt. Vollbremse, die Zweite. Etwa 20 Meter neben unserem Auto hockt Puma Nummer Drei im Gebüsch. Zehn Minuten lang an guckt er uns an, ich bin fasziniert.
Am nächsten Tag scheint endlich die Sonne. Auf zu den Torres! Doch unterwegs scheint das Landschaftsbild verändert: War hier vorher schon ein See? Nope. Da war eine Strasse. Hä? Der Damm ist gebrochen. Zu viel Regen. Auch am Berg oben sei alles schlammig. Nur jene mit top Ausrüstung, Reservation und Guide werden hochgelassen. Der Holländer in Jeans und „Barfuss“-Schuhen wird vom Ranger direkt ausgelacht. Ich geniesse dies zwar, weil ich mich seit Wochen über „Wandern in Jeans“ lustig mache, bin aber selbst auch zu schlecht vorbereitet. Die Torres fallen somit wortwörtlich ins Wasser. Ist aber nicht schlimm, die Pumas als Schlechtwetterprogramm nehme ich mit Handkuss!
